Altes Brot wurde noch vor einiger Zeit gerne „für die Vögel“ oder „für die Enten“ gesammelt, heutzutage macht es zum Glück immer mehr die Runde, dass Brot als Futter völlig ungeeignet ist fürs Federvieh jeglicher Art. Es quillt in den Mägen der Tiere auf, ohne ihnen Nährstoffe zu liefern und verhindert durch die Sättigung, dass geeignetes Futter verzehrt wird. Trotzdem ist es äußerst wichtig, dass man gerade in der kalten und entbehrungsreichen Nahrungszeit unsere heimischen Wildvögel unterstützt und artgerechte Nahrung anbietet. Warum eine Fütterung sinnvoll ist und was am besten angeboten werden soll, erfahren Sie hier in diesem Artikel.
Wildvögel füttern – ja oder nein?
Wenn es um das Thema Fütterung von Vögeln geht, scheiden sich die Geister: Die einen sagen strikt „Nein!“, mit dem Argument, dass die Natur ihre Bestände selbst reguliert. Andere wiederrum sind der Überzeugung, dass nur in harten Wintern gefüttert werden soll, bei schwerem Bodenfrost und geschlossener Schneedecke. Doch es gibt auch eine dritte Überzeugung: Füttern im Winter muss sein! Denn die Lebensbedingungen unserer heimischen Wildvogelarten verschlechtern sich Jahrzehnt um Jahrzehnt immer weiter. Die Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und ihrem Pestizideinsatz, belasten die Böden und töten für die Vögel überlebenswichtige Insekten ab. Durch hocheffiziente Landmaschinen verbleibt kein Korn auf den abgeernteten Feldern für die Vögel übrig und der Klimawandel verändert den Reifeprozess von verschiedenen Früchten, Samen und Nüssen. Somit wird das natürliche Futterangebot im Winter knapp und die Unterstützung durch uns Menschen wird von den Vögeln dankbar angenommen.
Unterschiedliche Geschmäcker: was und wie füttern?
Die bei uns in Deutschland beheimateten Vogelarten können in zwei große Gruppen unterteilt werden: Körner- und Weichfutterfresser. Bieten Sie das Futter an unterschiedlichen Stellen an, so vermeiden Sie Konflikte unter den Vögeln und tragen dazu bei, dass Futterstellen angenommen und regelmäßig besucht werden.
Körnerfresser
Meisen, Finken, Kleiber oder Spatzen gehören beispielweise zu den Körnerfressern. Ihnen schmecken Sonnenblumenkerne, Hanf- oder Leinsamen, Getreide wie Weizen oder Hafer und auch zerkleinerte Erdnüsse besonders gut.
Weichfutterfresser
Zu den Weichfutterfressern zählen zum Beispiel Amsel, Dossel, Star oder Rotkehlchen. Sie fressen besonders gerne Obst, Beeren und Insektenlarven. Das Obst besser nicht kleinschneiden, sondern im Ganzen aufhängen. So verdirbt es nicht so leicht und die Vögel picken sehr gerne an der ganzen Frucht. Beeren von Holunder, Eberesche oder Liguster können im Herbst getrocknet und dann im Winter angeboten werden. Rosinen sind ebenfalls sehr beliebt und dürfen bedenkenlos angeboten werden. Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass die Rosinen ungeschwefelt sind, sonst sind sie giftig für Vögel. Und erschrecken Sie nicht, wenn Sie auch einmal eine Meise oder einen Specht am Weichfutter naschen sehen, es gibt auch Allesfresser unter den Vögeln, die Körner- und Weichfutter gut vertragen
Geeignete Futterstellen
Es ist unbedingt darauf zu achten, dass das Futter nicht am Boden ausgelegt wird, denn dies kann Ratten und andere unerwünschte Nager anlocken. Es gibt spezielle Futterspender (Futtersilos), die beispielsweise an Ästen aufgehängt oder im Garten aufgestellt werden können. Achten Sie bei der Platzwahl darauf, dass sie übersichtlich ist und sich keine Katzen anschleichen können. Die Vorteile zum klassischen Futterhäuschen sind hierbei, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufen und dort auch keinen Kot absetzen können, der das Futter weiter verunreinigt. Des Weiteren wird mit den Spendern auch verhindert, dass sich Krankheiten verbreiten und Sie können darin Futter über eine längere Zeit anbieten. Vor und nach dem Winter müssen die Futterspender gründlich gereinigt werden.
Wenn Sie dennoch nicht auf ein herkömmliches Futterhäuschen verzichten wollen, so fegen Sie es regelmäßig aus und reinigen es mit warmem Wasser. Es hat sich bewährt, darin immer nur kleine Mengen Futter anzubieten, um das Futter besser sauber halten zu können Bitte achten Sie darauf, beim Versorgen und Reinigen das Häuschen immer Handschuhe zu tragen. Auch Vögel sind Wildtiere und können Krankheiten übertragen.
Beliebt sind auch Meisenknödel, doch diese bitte nicht in den handelsüblichen Netzen anbieten. Darin können sich die Vögel verfangen und schwer verletzen. Entweder man zieht eine stabile Schnur mit Hilfe einer Stopfnadel durch den Knödel direkt oder man legt ihn in eine Futterspirale (auch Futterfeder genannt). So können die Tiere gefahrlos ihre Mahlzeit genießen. Achten Sie auch beim Aufhängen oder Auslegen von Meisenknödeln darauf, dass auch diese Stellen katzensicher sind.
Wasser – auch im Winter wichtig
Sauberes Wasser ist für Vögel nicht nur im Sommer überlebenswichtig, sondern auch im Winter brauchen die Tiere Zugang zu geeigneten Wasserstellen. Diese sind wenige Zentimeter tief und mit einem flachen Zugang versehen. Selbst im Winter nutzen die Piepmätze die Wasserstellen nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Baden. Flache Schalen oder alte Bratpfannen eignen sich besonders gut. Füllt man warmes Wasser ein, friert es nicht so schnell zu. Bitte achten Sie darauf, Teiche oder offene Wasserfässer abzusichern, sie sind eine tödliche Falle für Vögel, da sie darin ertrinken können. Wechseln Sie das Wasser am besten täglich und reinigen Sie die Wasserstellen regelmäßig ohne Chemikalien.
Natur und Mensch im Einklang
Die Vogelfütterung ist eine ganz wunderbare Möglichkeit, um unsere heimischen Wildvögel zu beobachten. Ob auf dem Balkon oder im Garten, es ist ein besonderer Genuss den quirligen kleinen Piepmätzen beim Fressen oder gar Baden zuschauen zu können. Mit etwas Glück verirrt sich sogar ein ausländischer Gast an Ihre Futterstellen. Denn skandinavische Bergfinken oder Rotkelchen aus dem Baltikum verlassen immer mal ihre Heimat im hohen Norden und besuchen ihre deutschen Artverwandten.