Fuchs – der clevere Wildhund

Fuchs im Gras
Rotfuchs auf der Pirsch

In Mitteleuropa ist der Rotfuchs die einzig vorkommende Fuchsart und wird daher im allgemeinen Sprachgebrauch als „der Fuchs“ bezeichnet. Er ist der häufigste Wildhund in Europa und folgte dem Menschen dank seiner exzellenten Anpassungsfähigkeit bis in die Großstädte.

Rotfüchse haben von allen wildlebenden Raubtieren das größte geografische Verbreitungsgebiet! Er kommt in Europa, Asien und Nordamerika vor und kann sowohl nördlich des Polarkreises als auch in fast tropischen Gebieten leben. Seit sie Mitte des 19. Jahrhunderts zur traditionellen Fuchsjagd auch in Australien eingeführt wurden, besiedeln die Wildhunde nahezu den gesamten Kontinent. Neuseeland ist bis heute fuchsfrei.

Merkmale

Fuchs Kopfsprung Schnee
Fuchs erlegt Beute mit gezieltem Kopfsprung

Sehsinn
Da der Fuchs vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv ist, sind seine Augen an das Sehen bei wenig Lichteinfall angepasst. Wenn der Mensch bereits nichts mehr von seiner Umgebung erkennen kann, ist der Fuchs weiterhin in der Lage, seine Umgebung wahrzunehmen und auf die Jagd zu gehen. Seine bernsteinfarbenen Augen sind von einem dunklen Rand umgeben und so angeordnet, dass binokulares (beidäugiges) Sehen ermöglicht wird.

Gehör- und Geruchssinn
Der Fuchs kann die Ohrmuscheln in fast alle Richtungen drehen und lokalisiert damit Geräusche enorm gut. Er hört eine unter der Schneedecke fliehende Maus und kann sie mit einem gezielten Kopfsprung erlegen. Auch sein Geruchssinn ist sehr gut ausgeprägt. Der Fuchs kann etwa 400-mal besser riechen als der Mensch. Forscher gehen davon aus, dass der Geruchssinn der wichtigste und am besten ausgebildete Sinn bei Füchsen ist. Er kommt nicht nur bei der Nahrungssuche zum Einsatz, sondern hilft ihm auch bei der Kommunikation mit Artgenossen, der Orientierung und Feindvermeidung.

schlafender Fuchs
Ruhepause vor dem Bau

Fellfarbe
Der Rotfuchs besitzt ein orange- bis rotbraunes Fell, wobei Brust, Hals und Schwanzspitze weiß gefärbt sind. Die Beine und Rückseiten der Ohren sind schwarz. Je nach Jahreszeit und Verbreitungsgebiet können Körpermaße und Fellfärbung in Europa stark variieren. Höher im Norden lebende Füchse sind etwas größer und schwerer als ihre Artgenossen, die im Süden beheimatet sind. Somit haben sich die Tiere bestens an die vorherrschenden Klimabedingungen angepasst.

Laute
Füchse haben eine große Anzahl an unterschiedlichen Lauten, die je nach Umstand eingesetzt werden: vom „Ranzbellen“ während der Paarungszeit über „Keckerlaute“ bei Auseinandersetzungen bis hin zu Winseln bei Unterwerfung und heiseren Schreien, die Jungtiere vor Gefahren waren sollen. Wenn sich zwei Füchse begrüßen, sind leise kurze Laute zu vernehmen. Bei Bedrohungen beginnt der Fuchs zu knurren und nimmt eine kampfbereite Körperhaltung ein, beispielsweise bei einem Kampf um ein Weibchen oder Territorium.

Fuchsbau
Füchse beziehen gerne Dachs- oder Kaninchenbauten, die er für seine Bedürfnisse erweitert und ausbaut. Es kommt sogar vor, dass er dabei Wohngemeinschaften mit den bereits vorhandenen Bewohnern bildet. Sie können ihre Bauten aber auch komplett selbst graben. Tief unter der Erde befindet sich der Hauptbau, der aus einer Wohnkammer und einem Wurfkessel besteht. Oberflächliche Höhlen und Gänge bilden den Nebenbau, die zum Ausruhen dienen oder in die sich der Fuchs bei Gefahr zurückzieht. Der starke Raubtiergeruch und Knochenreste vor dem Eingang sind Zeichen dafür, dass der Bau bewohnt ist. Hauptsächlich werden die Bauten zu Paarungszeit und Aufzucht der Jungen benutzt.

Lebensweise

Füchse unter Cafétischen
Ob hier einige Krümel zu finden sind?

Unter Füchsen finden sich Einzelgänger bzw. Paare, aber auch Familienverbände. Letztere bestehen aus dem dominanten Elternpaar, den Jungtieren vom Vorjahr und dem aktuellen Wurf. Füchse können bis zu 14 Jahre alt werden.

Nahrung
Füchse können dort überleben, wo es genug Nahrung für sie gibt. Sie passen sich ihrer Umgebung und dem dort vorherrschenden Angebot an. Sie fressen kleine Säugetiere, wie z. B. Mäuse, aber auch Kleinvögel und Vogeleier. Auch Obst steht auf ihrem Speiseplan, des Weiteren verzehren sie auch Aas oder wirbellose Tiere. Füchse sind den Menschen bis in die Städte gefolgt, dort ernähren sie sich von Abfällen und Nagetieren. Auch was ihren Unterschlupf zur Jungtieraufzucht angeht, sind Stadtfüchse nicht wählerisch: Ein unbenutztes Abflussrohr beispielsweise reicht ihnen vollkommen aus.

Fuchswelpe im Gras
Fuchswelpe auf Entdeckungstour

Fortpflanzung
Mit etwa 10 Monaten werden Füchse geschlechtsreif und einmal pro Jahr während der Ranzzeit paaren sie sich. Für zwei bis drei Tage im Januar oder Februar ist die Fähe (weiblicher Fuchs) befruchtungsfähig. Genau in dieser Zeit muss es dem Rüden gelingen, ihr Abwehrverhalten zu überwinden, damit eine Paarung und erfolgreiche Befruchtung überhaupt möglich sind. Obwohl es nicht immer der Fall ist, kann die Paarung durch das sogenannte „Hängen“ abgeschlossen werden. Dafür wird der angeschwollene Penis des Männchens noch bis zu einer Stunde in die Vagina des Weibchens gehalten. Dabei blickt das Paar in entgegengesetzte Richtungen und bleibt fest verbunden. Eine gewaltsame Trennung würde zu schweren Verletzung beider Tiere führen. Das „Hängen“ wird im Sinne der Vaterschaftssicherung diskutiert: Zum einen kann während dieser Zeit kein anderer Rüde die Fähe besteigen und zum anderen kann das Sperma nicht aus der Scheide herauslaufen.

Aufzucht der Jungtiere
49-58 Tage nach der erfolgreichen Befruchtung bringt die Fähe drei bis sechs Junge zur Welt. Die Welpen sind bei der Geburt blind, taub und graubraun behaart. Sie verlassen die Höhle zu Beginn nicht. Die Augen öffnen sich nach etwa zwei Wochen und mit vier Wochen werden erste Erkundungsausflüge vor den Bau unternommen. Es hat bereits ein Fellwechsel stattgefunden und die Jungtiere haben nun das fuchstypische rötliche Fell. In den ersten Wochen verlässt das Weibchen nur selten den Bau und es wird vom Männchen mit Nahrung versorgt. Es kommt zwar vor, dass die Fähe ihren Wurf alleine großzieht, aber die Überlebenschancen der Jungtiere erhöht sich durch die Betreuung beider Elterntiere. Mit vier Monaten sind junge Füchse bereits selbstständig.

Der Fuchs als Krankheitsüberträger?

Nahaufnahme Fuchs
Nahaufnahme Fuchs

Nach wie vor kann der Fuchs den Parasiten „Kleiner Fuchsbandwurm“ auf den Menschen übertragen, auch wenn dies nur selten passiert. Im Schnitt stecken sich 30 Menschen im Jahr in Deutschland mit dem Parasiten an, hauptsächlich in Bayern und Baden-Württemberg. Über seinen Kot scheidet der Fuchs die Eier des Bandwurmes aus und der Mensch muss diese Eier verschlucken, um sich zu infizieren. Problematisch dabei ist, dass die Krankheit nicht sofort ausbricht, es können zwischen fünf und 15 Jahre vergehen, ehe sich erste Symptome bemerkbar machen. Ein Erwachsener kann sich so beispielsweise als Kind beim Spielen im Wald angesteckt haben. Während der Fuchsbandwurm vor 30 Jahren noch als Todesurteil galt, kann man ihn heutzutage mit Medikamenten gut in Schach halten, wenn er rechtzeitig bemerkt wird. Ganz abtöten können auch die Medikamente das Larvengewebe, welches sich in den menschlichen Organen ansiedelt, nicht. Daher müssen infizierte Personen ein Leben lang in Behandlung bleiben.

Tollwut bei Füchsen ist in Deutschland und Mitteleuropa mittlerweile kein Thema mehr. Dank umfangreicher Aktionen mit Impfködern gelten Füchse in diesen Gebieten seit 2008 als tollwutfrei.

Mensch und Fuchs im Einklag

Fuchs beim Überqueren einer Straße
Fuchs beim Überqueren einer Straße

Füchse sind Wildtiere, auch wenn sie in den Städten mittlerweile nicht mehr so scheu sind und sich des Öfteren zeigen, sehr zur Freude der Stadtbewohner. Sollten Sie einem Fuchs begegnen, im Wald oder auch in der Stadt, so halten Sie bitte Abstand, denn die Rotröcke können durchaus angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Bitte streicheln oder füttern Sie die Tiere auf keinen Fall, damit sie sich nicht noch mehr an den Menschen und dessen Hilfe gewöhnen. Sollten Sie einen verletzten Fuchs finden, informieren Sie bitte umgehend den Tierschutz oder die Polizei. Auch hier gilt es unbedingt, Berührungen zu vermeiden.

Schon gewusst? Die Redewendung „Schlau wie ein Fuchs“ geht übrigens bis in die Antike zurück – und tatsächlich hat der Rotrock viele clevere Überlebensstrategien entwickelt. Rollt sich beispielsweise ein Igel zusammen, so schubst ihn der Fuchs einfach ins Wasser, wo er sich wieder aufrollt. Stadtfüchse haben gelernt, wie man sicher eine Straße überquert oder Mülltonnen öffnet und plündert. Sie können sich auch totstellen, um Krähen anzulocken und diese dann im richtigen Moment zu schnappen. Wo auch immer Füchse lebten, ihre Klugheit eröffnete ihnen unzählige Nahrungsquellen und Verbreitungsgebiete und hat sie zum Sieger unter den Säugetieren gemacht.

Bildquelle: pixabay.com

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